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Keine Angst vor der Blutabnahme!

Geschrieben am: 23.06.2023

Wie kannst du Angst vor Blutspende und Blutabnahme überwinden?

Angst bedeutet automatisch, dass jemand kein Blut spenden kann? Falsch. Viele Menschen haben eine Nadelphobie, empfinden beim Blut abnehmen Angst, oder können kein Blut sehen – haben aber für sich Wege gefunden, damit umzugehen.

Woher kommt die Angst vor Blutspende?

Die meisten Menschen sind generell unsicher vor einer neuen Erfahrung. Wenn du noch nie spenden warst, weißt du nicht was dort passiert. Eine Angst beginnt auch oft mit schlechten Erfahrungen. Vielleicht hast du in einer Praxis eine belastende Situation erlebt und jetzt Angst vor Nadeln.

Aber: Ängste sind meist nicht rational. Meistens lässt sich nicht so leicht herausfinden, warum man sie hat. Diesen „Grund“ braucht es auch nicht unbedingt, um damit umzugehen. Angst vor Blutabnahme ist leider weit verbreitet, manche haben einen konkreten Anlass dafür, manche nicht.

Was ist Angst? Angst ist eines der fünf menschlichen Grundgefühle, neben Wut, Trauer, Ekel und Freude. Diese Grundgefühle beschützen und verbinden uns als Einzelpersonen und als Spezies. Angst aktiviert die Sinne und die Körperkraft, zum Beispiel um für Kampf oder Flucht bereit zu sein und so das Überleben zu sichern. Angst wirkt als Schutz- und Überlebensmechanismus. Sie kann uns vor gefährlichen Situationen beschützen, vor Verletzung oder Tod oder auch vor sozialer Ausgrenzung. Angst ist also durchaus eine sinnvolle und notwendige Gefühlsregung für uns Menschen als biologische und soziale Wesen.

Angst akzeptieren

Gefühle haben eine Funktion für uns und eine Angst möchte uns üblicherweise vor etwas beschützen. Empfinden wir diese Schutzfunktion als „schlimm“, macht es das für uns eher noch schwieriger. Aber: Ein Angstgefühl muss einen nicht überwältigen. Angst kann man würdigen und akzeptieren.

Man kann sie achtsam und neutral beobachten. Du kannst stattdessen mit deiner Angst wie mit einer Person sprechen und ihr sagen „Danke, dass du mich beschützen willst. Ich weiß, dass du da bist.“

Wie äußert sich Angst? Angst äußert sich in bedrohlich empfundenen Situationen. Mental kommt Angst als (starke) Besorgnis zum Vorschein und körperlich zeigt sie sich durch Anspannung, Schwitzen, einen hohen Puls, Enge in der Brust, Atemnot, Magenschmerzen, die Ausschüttung von Stresshormonen oder (sehr plötzlich) durch Erschrecken und Zusammenzucken. „Klassische“ Reaktionen auf Angst sind Flucht, Kampf, Erstarren oder Unterwerfen.
Eine Hundenase schaut unter einem Teppich hervor

Angst besser verstehen

Vielleicht möchtest du die Angst vor Blutabnahme auch hinterfragen: Was löst diese starke körperliche Reaktion bei dir aus? Vor was genau hast du Angst? Was verursacht dir Stress?

Die Auslöser der Angst (auch: Trigger), wie etwa bestimmte Gegenstände, Gerüche oder Situationen zu kennen, kann helfen, weil du dich auf bestimmte Dinge innerlich vorbereiten kannst. Du kannst sie möglicherweise auch vermeiden (z.B. nicht hinsehen) oder Alternativen finden (z.B. ein Spendeort mit dem du Positives verbindest).

Was sind Auslöser von Angst? Auslöser können (unerwartete) Bedrohungen sein, zum Beispiel, wenn das Leben oder die körperliche Unversehrtheit auf dem Spiel stehen, aber auch soziale Situationen, zum Beispiel, wenn wir Angst haben, die Achtung anderer Menschen zu verlieren oder viel auf dem Spiel steht, wie etwa bei wichtigen Prüfungen. Es gibt verschiedene Ausprägungen von Angstgefühlen und Dinge, auf die sich eine Angst beziehen kann, wie zum Beispiel Versagensangst oder Spinnenphobie.

Was hilft gegen die Angst?

Die Erfahrung zeigt: Das Risiko von unangenehmen Nebenwirkungen wird bei der Blutspende meist stark überschätzt. Beobachte, wie es dir geht, und sprich mit den Ansprechpersonen vom Blutspendedienst, wenn etwas nicht stimmt.

Schwindelgefühle oder Benommenheit können schon mal auftreten, vor allem bei sehr niedrigem Blutdruck oder wenn vor der Blutspende zu wenig getrunken wurde. Eine Ohnmacht ist jedoch die absolute Ausnahme. Weniger als 1 Prozent der Blutspender erlebten tatsächlich eine Ohnmacht, weniger als 4 Prozent erlebten Symptome wie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder Benommenheit (2018 im Fachblatt Transfusion publiziert von Christopher R. France und Janis L. France, Ohio Universität).

Kleiner Piks – große Wirkung

Du musst keine Angst vor Schmerzen haben. Blut spenden tut nicht weh! Du spürst einen kleinen Einstich und danach fühlt es sich wieder normal an. Wenn du im Moment des Stichs ausatmest, spürst du ihn fast gar nicht. Und nach 10 bis 15 Minuten ist es auch schon vorbei. Du hast bis zu drei Menschen mit deiner Blutspende geholfen.

Zwei Menschen halten sich an der Hand

Du bist sicher

Die Blutspende ist eine sehr sichere Situation in einer sauberen, hellen, warmen und geschützten Umgebung, mit medizinisch geschultem Personal. Selbst wenn etwas Unerwartetes passiert, kann dir hier schnell und zuverlässig geholfen werden. Sag dir innerlich "Ich bin sicher. Mir kann nichts passieren."

Bring eine vertraute Person mit

Du selbst vergisst in der Aufregung vielleicht unsere tollen Tipps oder das was du dir vorgenommen hast. Eine Begleitperson kann dich daran erinnern, tief durch zu atmen, dir die Hand halten oder dich ablenken.

Lenk dich selbst ab

Hör Musik oder ein Hörbuch. Oder setze bewusst einen Reiz an einer anderen Körperstelle, z.B. an dem Arm, bzw. der Hand die gerade nicht für dich Spende gebraucht wird: Einen Ball zusammendrücken, einen Kamm festhalten oder ein Fidget Toy (Spielzeug) benutzen kann vielleicht schon ausreichen.

Umgang mit Panik-Attacken

Panik ist zwar eine intensive Stress-Reaktion, aber an sich ungefährlich. Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, Bauchschmerzen oder Schwindel sind enorm unangenehm. Passieren dir öfter schwere Panikattacken, ist eine Therapie eine Überlegung wert. Wenn du Angst oder Panik bekommst, kannst du Folgendes tun:

Mann vor schwarzem Hintergrund hat das Gesicht in den Händen
  • Tief und langsam ein- und ausatmen.
  • Bleib im Moment und beschreibe, was du siehst oder hörst: Stuhl, Fragebogen, Stift, Uhr, …
  • Mach dir bewusst: Das ist eine Stress-Reaktion. Sie geht wieder vorbei.
  • Erinnere dich daran: Du bist sicher.
  • Sprich uns an: Unser geschultes Personal ist für dich da und kann dir helfen.
  • Übe Akzeptanz: Schäme dich nicht dafür. Es ist passiert und du kannst es nicht ändern, nur hinnehmen.
Empfinden alle Menschen Angst gleich? Ängstlichkeit ist auch eine Persönlichkeitseigenschaft und bedeutet häufiger und/oder intensiver als andere Menschen Angst zu empfinden. Das hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern liegt in den Genen und den individuellen Lebenserfahrungen begründet. Eine traumatische Erfahrung kann uns unser ganzes Leben lang begleiten. Auch die Dinge vor denen wir Angst haben unterscheiden sich: Einige halten sehr gern Vorträge, andere würden lieber im Boden versinken. 
Was passiert bei Angst im Gehirn? Bei Angst ist in unserem Gehirn vor allem die Amygdala (= Kerngebiet innerhalb des Gehirns) betroffen. Die Amygdala spielt allgemein eine wichtige Rolle dabei, Situationen zu bewerten und wieder zu erkennen, sowie mögliche Gefahren zu analysieren. Die Amygdala verknüpft Ereignisse oder Reize mit Gefühlen und speichert diese. Wir lernen also gewissermaßen eine Situation als gefährlich zu empfinden, können es aber auch ein Stück weit wieder verlernen. Diese Prozesse können teilweise lange dauern. Eine besonders aktive Amygdala kann Menschen das Leben ganz schön schwermachen.

Spezielle Ängste: Nadelphobie und Ähnliches

Spritzenphobie

Eine Blutspende ist keine medizinische Behandlung. Es werden keine Spritzen verwendet, weil nichts injiziert wird. Lediglich sterile Nadeln und Blutbeutel kommen zum Einsatz.

Angst vor Infektion oder Krankheiten

Wir arbeiten immer in einer sauberen Umgebung. Die Innenseite deines Ellenbogens wird mehrfach desinfiziert. Bei der Blutabnahme wird ausschließlich steriles Einmalmaterial verwendet, sodass eine Übertragung von Krankheiten auf die spendende Person ausgeschlossen ist. Du darfst bei der Blutspende auch eine Maske tragen, wenn du das möchtest.

Nadelphobie

An der Nadel führt sozusagen kein Weg vorbei, sie ist das Werkzeug, mit dem die Blutabnahme aus der Vene stattfindet. Du kannst wegsehen und du kannst beim Einstich langsam ausatmen, dann spürst du ihn weniger. Vielleicht funktioniert auch Ablenkung. Lass dir von der Entnahmekraft sagen, wenn die Blutentnahme beendet und die Nadel gezogen ist.

Angst vor Krankenhäusern

Unsere mobilen Blutspenden finden an verschiedenen Orten statt, in Gemeindezentren, Firmen, Sporthallen und Museen zum Beispiel. Dort hast du wahrscheinlich am wenigsten Krankenhaus-Gefühl. Unsere Institute sind häufig in der Nähe einer (Uni)Klinik.

Kann Angst krankhaft sein? Übersteigerte, anhaltende, immer wiederkehrende oder kaum begründbare Angst fällt oft unter den Begriff „Angststörung“. Diese kann durch professionelle Hilfe wie Therapie oder Medikamente behandelt werden. Starke Ängste können die Lebensqualität einer Person sehr einschränken. Auch Panikattacken sind eine große Belastung für die Betroffenen. Vielen hilft eine Psychotherapie, wie zum Beispiel Verhaltenstherapie.

Nicht hinsehen ist okay!

Hand macht Schattenspiele - aus dem Hund wird ein Monster

Du kannst kein Blut sehen? Nadeln bereiten dir Unbehagen? Sprich das ruhig an.

Unser Personal ist sehr routiniert und hat jeden Tag mit Menschen zu tun, die zum ersten Mal Blut spenden oder ein mulmiges Gefühl bei der Blutspende haben.

Du kannst gerne weggucken, bis alles vorbei ist und dich dabei auch ablenken: Lesen, dich unterhalten, aus dem Fenster sehen, leise Musik hören… 

Dein „Warum“ finden

Frau vor Sonnenuntergang hebt die Faust

Wenn wir wissen, warum wir etwas tun, fällt es uns leichter. Blutspenden retten Leben – eine Spende sogar bis zu drei.

Auf der anderen Seite deiner Spende steht vielleicht ein Krebspatient, der dringend deine Blutkörperchen braucht, oder eine junge Mutter, die bei der Geburt ihres Babys viel Blut verloren hat.

Du tust mit deiner Blutspende also ganz direkt etwas Gutes. Das ist schon ein starkes Argument, oder?

Eine bewusste Entscheidung treffen

Ein kleiner Junge sitzt bei seinem Vater auf den Schulter und zeigt seine Muskeln

 

Was, wenn es sich lohnt, sich der Angst zu stellen? Vielleicht kannst du richtig stolz auf dich sein?

Vielleicht begleitest du erst jemanden zu einer Blutspende und schaust dir an, was passiert. Und dann merkst du vielleicht: Auch du kannst hier ein Vorbild für andere sein und mutig vorangehen.

Also, wenn du dich traust: Reserviere einen Termin und rette Leben!

 

... und wenn es wirklich, wirklich, WIRKLICH nichts für dich ist, ist auch das eine bewusste Entscheidung.

 

 

Checkliste: Vorbereitung bei Angst vor Blutabnahme

  • Begleitung organisieren: Bringe eine Person mit, der du vertraust und mit der du dich wohl fühlst. Die Person kann ebenfalls Blut spenden, oder nur für dich da sein.
  • Lockere Kleidung anziehen, die nicht einschneidet oder am Hals eng ist
  • Kurze Ärmel helfen beim Blut abnehmen aus der Armbeuge. Ist dir das zu kalt, nimm eine Strickjacke oder Jacke mit Reißverschluss zum Überziehen mit
  • Wenn nötig Kopfhörer für (leise) Musik mitnehmen (du solltest trotzdem immer ansprechbar sein)
  • Persönliches Mantra zurechtlegen: Ich rette Leben / Ich bin sicher / Ich bin nicht meine Angst / Mir kann nichts passieren
  • Informiere das anwesende Personal am besten darüber, dass du Angst hast. Sie werden dann besonders auf dich achten.
  • Immer daran denken: Tief und langsam atmen
  • Vor der Spende genug Trinken (ca. 1,5 bis 2 Liter, im Sommer auch mehr) und etwas Leichtes essen
  • Hast du die Nacht vor dem Spendetag besonders schlecht geschlafen, sag den Termin lieber ab (so geht es: Termin absagen). Wahrscheinlich bist du dann nicht fit für die Blutspende und du kannst es ein anderes Mal wieder versuchen.

 

Häufig gestellte Fragen

Sehr selten gibt es unangenehme Begleiterscheinungen bei der Blutspende. Dazu gehören:

  • Kreislaufprobleme (vor allem, wenn die Spenderinnen und Spender vorher zu wenig getrunken haben). Diese können sich in leichtem Schwindel zeigen. Sehr selten kann es zu einer kurzen Bewusstlosigkeit kommen, die sofort vom anwesenden Arzt behandelt wird.
  • Übelkeit, sehr selten mit Erbrechen.
  • Schmerzen und Bluterguss (Hämatome) an der Einstichstelle, lokale Entzündungen.
  • Überaus selten können Hautnerven an der Einstichstelle geschädigt werden. Langanhaltende oder dauerhaft bleibende Beeinträchtigungen durch das Blutspenden sind extrem selten, können jedoch nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
  • Leichtes Kribbeln der Finger, der Zehen, der Zunge oder im Mund. Das kann durch das gerinnungshemmende Mittel bei einer Plasmaspende entstehen.

Unsere Empfehlungen helfen dir dabei, das Risiko für unangenehme Situationen weiter zu reduzieren.

  • Mindestens 1,5 Liter vorher trinken (am besten Wasser, Tee oder Fruchtsaft)
  • Vorher und nachher etwas essen
  • Ruhig und tief atmen
  • Füße hochlegen und direkt nach der Spende noch etwas liegen bleiben
  • Langsam aufsetzen und dann noch etwas sitzen bleiben
  • Gleich nach der Spende wieder etwas trinken, gerne mit Zucker
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Foto fürs Magazin Julia
Julia

Julia ist eigentlich immer unterwegs – Freunde treffen, Fahrrad fahren oder reisen. 

 

Referentin für CMS Marketing beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen