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"Ich habe 3 Chemos und eine Stammzelltransplantation hinter mich gebracht"

Geschrieben am: 20.11.2024

Laura ist 21 als sie an Akuter Myeloischer Leukämie (AML) erkrankt

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Der Osterbekkanal ist einer von zahlreichen Kanälen, die Hamburg durchziehen und den Bewohnerinnen und Bewohnern der Hansestadt an ihren Ufern auch als Naherholungsgebiete dienen. Laura hat ihre Kindheit und Jugend in Niedersachsen verbracht. Für ihr Studium kam sie 2017 nach Hamburg. Der Osterbekkanal im Stadtteil Barmbek hat für sie eine besondere Bedeutung, hieran hat sie viele schöne Erinnerungen an die Zeit, in der sie sich mit Freunden dort getroffen hat. 
Heute lebt Laura in Rostock in Mecklenburg-Vorpommern und hat in ihrem Studium der Elektrotechnik eine Art "Berufung" gefunden. Dass die 27-Jährige heute ein glückliches Leben führt, ist nicht selbstverständlich. Denn wenige Monate vor ihrem 22. Geburtstag merkte sie, dass körperlich etwas mit ihr nicht stimmte. Die sportliche junge Frau, die regelmäßig joggte, ins Fitnessstudio ging und auch Boxtraining absolvierte, fühlte sich plötzlich kraftlos und wunderte sich über kleine, rötlich-violett gefärbte Flecken an einigen Hautstellen. Ihre blasse Haut, die auch anderen auffiel, erklärte sie sich zunächst noch mit ihrem normalen hellen Teint. Trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes versuchte sie, ihre Vorlesungen - damals noch in Hamburg - weiterhin zu besuchen, aber der Gang zum Arzt war unausweichlich. Bluttests ergaben dann im März 2019 die Diagnose: Laura war an einer Akuten Myeloischen Leukämie (AML), also an Blutkrebs erkrankt! Diese Information erhielt Laura mitten in einer Vorlesung. Dringende Empfehlung ihrer Ärztin: "Fahren Sie sofort ins Krankenhaus!"

Mehr als acht Monate musste Laura im Krankenhaus verbringen

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©privat

Laura nahm sich sofort ein Taxi und fuhr ins Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), wo man sie bereits erwartete. Die sofort durchgeführte Knochenmarkspunktion bestätigte die schwerwiegende Diagnose. "Von dem Moment an war mir klar, dass ich schwer krank bin und dass ich an dieser Krankheit sterben kann. Das habe ich auch sofort akzeptiert". Auf die ängstliche Frage ihrer Mutter, was sie denn jetzt machen sollten, habe Laura damals schlicht geantwortet: "Wir machen, was die Ärzte sagen."

Von März 2019 bis Ende Oktober 2019 war Laura im Krankenhaus. Eine schwere Zeit für sie, nicht nur, weil sie die einzige junge Frau inmitten vieler älterer und alter Patienten war. "Meine Freunde fuhren zum Feiern nach Berlin und ich lag da und dachte, dass ich vielleicht bald sterben würde", erinnert sie sich heute. 

Eine Stammzelltransplantation inklusive aller begleitender Therapien ist körperlich kräftezehrend und bedeutet auch psychisch einen Kraftakt. Schließlich kam bei Laura noch eine Lungenentzündung hinzu, die zu einem totalen körperlichen Zusammenbruch führte. Für einen Moment war Lauras einziger Gedanke damals "jetzt musst du akzeptieren, dass du stirbst." Aber Laura hat gekämpft, sie wollte noch nicht sterben. 

....und dann schlug das Schicksal in Lauras Familie noch einmal zu

Ende Oktober 2019 hatte Laura es dann endlich geschafft. Sie war so weit, dass sie das Krankenhaus verlassen konnte. Nur wenige Tage nach ihrer Entlassung - am 2. November 2019 - passierte, was eigentlich völlig unbegreiflich ist: Lauras über alles geliebter, "kleiner" Bruder Max, der sie auch während ihrer eigenen schweren Erkrankung immer unterstützt hatte, verunglückte bei einem Unfall tödlich. Er wurde nur 20 Jahre alt. Für Laura und ihre Familie ein Verlust, der für immer schmerzvoll bleiben wird. Laura hat für sich einen Weg gefunden, der ihr dabei hilft, mit diesem Verlust weiter zu leben. 

Laura entdeckt die Spiritualität

"In meiner Familie dachten alle, dass ich sterben würde und nicht mein bis zu seinem tödlichen Unfall kerngesunder Bruder Max. Nach seinem Tod habe ich mich intensiv mit dem Thema Nahtoderfahrungen auseinandergesetzt und zur Spiritualität gefunden. Heute bin ich einfach nur dankbar, dass ich noch leben kann."

Laura, 27 Jahre alt
Studentin

Heute ist Laura für andere Patienten da, die ihre Unterstützung brauchen

Wie gut, dass Laura ihre Zuversicht nie verloren hat! Sie hat die lange Zeit im Krankenhaus mit vielen Rückschlägen überstanden. Selbst depressiv zu werden, hätte sie als undankbar empfunden, sagt sie. Der feste Wille, sich durchzukämpfen, hat sie diese schwere Zeit überstehen lassen. Den Gedanken daran, dass die Krankheit zurückkommen könnte, hat Laura heute nicht mehr. 

Sie selbst erfuhr damals im UKE, wie hilfreich die Unterstützung durch die Mitglieder des Fördervereins für Knochenmarktransplantation in Hamburg e.V.  für sie war. Dort helfen ehemalige Betroffene und deren Angehörige den Patienten durch Weitergabe ihrer eigenen Erfahrungen dabei, dass sie ihren eigenen Weg im Umgang mit der Erkrankung und den Behandlungen finden können. Laura hat diese Unterstützung so sehr geschätzt, dass sie selbst nach ihrer Genesung Teil des Fördervereins wurde und heute als sogenannte "Sherpa" andere Patienten auffängt, indem sie zuhört und für andere in einer der schwersten Phasen ihres Lebens da ist. 

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Laura bei der Blutspenderehrung in Neumünster ©Mischke/DRK-Blutspendedienst

Mit ihrer positiven Art und ihrer beeindruckenden Ausstrahlung hat Laura auch die Herzen vieler unserer Blutspenderinnen und Blutspender gewonnen. Im Rahmen ihrer Therapien hatte sie damals unter anderem mehrere Bluttransfusionen benötigt. Denjenigen, die ihr Blut gespendet haben, damit sie überleben konnte, ist sie heute sehr dankbar. Und diesen Dank hat sie auf einer Ehrungsveranstaltung für langjährige DRK-Blutspenderinnen und -spender im Juni 2024 im schleswig-holsteinischen Neumünster zum Ausdruck gebracht. Vor einem großen Publikum hat sie ihre Geschichte erzählt und damit die Herzen ihrer Zuhörer berührt. Aber auch sie selbst war gerührt, als eine Zuhörerin sich nach dem Vortrag  persönlich an sie wandte: "Diese Frau hat mich in den Arm genommen und mir erzählt, dass ihr Sohn an derselben Erkrankung gestorben sei, die ich hatte. Da musste ich selbst weinen und mir wurde einmal mal mehr klar, wie dankbar ich für mein Leben bin."

Neben den Blutspenderinnen und -spendern und den ehrenamtlichen Helfern des Fördervereins ist Laura auch dem medizinischen Team aus dem UKE dankbar, bei dem sie sich immer gut aufgehoben fühlte. 

Und auch wir bedanken uns bei Laura dafür, dass sie ihre berührende Geschichte mit uns teilt.

Wer sich durch diese Geschichte motiviert fühlt, selbst zum ersten Mal oder einfach mal wieder Blut zu spenden, findet hier auf jeden Fall Spendetermine im eigenen Umkreis. 

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Autorin Susanne
Susanne

Liebt als gebürtige Kielerin Wind und Meer und freut sich, dass sie auf vielen Terminen zum Thema Blutspende in Hamburg und Schleswig-Holstein Land und Leute immer besser kennenlernt.

Pressereferentin beim DRK-Blutspendedienst Nord-Ost am Standort in Lütjensee, Schleswig-Holstein