Geschrieben am: 11.07.2025
Anämie gehört zu den häufigsten Blutkrankheiten weltweit – doch was bedeutet das konkret? Viele Menschen fragen sich, ob sie trotz einer diagnostizierten Blutarmut zur Blutspende zugelassen sind. Dieser Artikel erklärt die Ursachen und Symptome der Anämie und gibt Antworten auf die Frage, ob eine Blutspende unter diesen Bedingungen möglich ist.
Das Wichtigste vorweg
- Anämie bedeutet Blutarmut – es sind zu wenig rote Blutkörperchen oder zu wenig Hämoglobin im Blut vorhanden.
- Typische Symptome sind Müdigkeit, Blässe, Kurzatmigkeit und Schwindel – in schweren Fällen auch neurologische Beschwerden.
- Blutspende ist bei Anämie nicht erlaubt – ein zu niedriger Hämoglobinwert führt zur Rückstellung aus gesundheitlichen Gründen.
- Häufige Ursachen sind Eisenmangel, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, Blutverlust oder chronische Erkrankungen.
- Behandlung und Prävention richten sich nach der Ursache – eine ausgewogene Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle.
Was ist Anämie?

Anämie, auch bekannt als Blutarmut oder Blutmangel, liegt vor, wenn der Hämoglobin-Gehalt des Blutes vermindert ist oder zu niedrig ist. Alternativ spricht man von Anämie, wenn der Anteil der Erythrozyten am Blutvolumen (Hämatokrit) zu niedrig ist, oder wenn zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut vorhanden sind.
Hämoglobin, der rote Blutfarbstoff, ist entscheidend für die Bindung und den Transport von Sauerstoff durch die Blutbahn in die Körperzellen. Eine Anämie führt daher zu einer zu geringen Transportkapazität für Sauerstoff, was eine Unterversorgung der Körperzellen zur Folge hat. Dies äußert sich in verschiedenen Symptomen, da der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Typische allgemeine Symptome einer Anämie sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Blässe und verminderte Leistungsfähigkeit.
Die Diagnose einer Anämie erfolgt in der Regel durch eine Blutuntersuchung, bei der der Hämoglobin-Wert und die Anzahl der Erythrozyten bestimmt werden. Laut WHO-Definition besteht eine Anämie bei einer Hämoglobinkonzentration von unter 12 g/dl bei Frauen und unter 13 g/dl bei Männern.
Darf ich Blut spenden, wenn ich an einer Anämie leide?
Nein, eine Blutspende ist nicht möglich, wenn du an einer Anämie leidest oder einen zu niedrigen Eisengehalt im Blut hast. Vor jeder Blutspende wird dein Eisen- bzw. Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) gemessen. Ist der vor der Blutspende gemessene Hämoglobinwert zu niedrig, so verfügt der Körper unter Umständen nicht über ausreichende Eisenreserven in den Eisenspeichern für die Neubildung von Hämoglobin. Ein zu niedriger Hb-Wert führt dazu, dass du von der Blutspende zurückgestellt wirst.
Warum ist eine Blutspende bei Anämie nicht möglich?
Anämie bedeutet, dass zu wenig rote Blutkörperchen oder zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) im Blut vorhanden ist. Da Hämoglobin für den Transport von Sauerstoff in die Körperzellen verantwortlich ist, führt ein Mangel zu einer schlechteren Sauerstoffversorgung des Körpers. Wenn der Eisenbedarf nicht ausreichend gedeckt ist und das Knochenmark zu wenig rote Blutkörperchen produziert, kommt es zur Blutarmut. Eine Blutspende würde diesen Mangel weiter verschärfen und könnte die Gesundheit gefährden. Außerdem wird überprüft, ob das gespendete Blut genügend roten Blutfarbstoff enthält, um beim Empfänger den gewünschten therapeutischen Effekt (Verbesserung des Sauerstofftransports) zu erzielen.
Mangel an roten Blutkörperchen – einer der häufigsten Gründe für die Bluttransfusion
Was sind Ursachen für eine Anämie?
Die häufigsten Ursachen für Anämie sind:
- Blutverlust: Akute oder chronische Blutungen, z. B. durch Verletzungen oder Menstruation, können zu Anämie führen.
- Eisenmangel: Ein Mangel an Eisen führt zu einer reduzierten Hämoglobinproduktion.
- Vitamin-B12- oder Folsäuremangel: Diese Vitamine sind essenziell für die Bildung roter Blutkörperchen.
- Chronische Erkrankungen: Krankheiten wie Niereninsuffizienz oder Krebs können die Produktion roter Blutkörperchen beeinträchtigen.
Ein hoher Blutverlust ist eine häufige Ursache für Anämie:
- Akute Blutungen: Können plötzlich infolge einer Verletzung, während einer Operation, bei der Entbindung oder durch ein gerissenes Blutgefäß auftreten. Der Körper kann kleinere Verluste schnell kompensieren, aber größere Verluste führen zur Blutungsanämie.
- Chronische Blutungen: Oft unbemerkt und tröpfchenweise über längere Zeiträume, beispielsweise durch innere Verletzungen oder Geschwüre im Verdauungstrakt (z.B. Polypen, Krebs, Hämorrhoiden, Magengeschwüre). Auch chronische Blutungen im Harntrakt (z.B. Blasentumoren, Nierentumoren) oder häufiges Nasen- und Zahnfleischbluten können Ursachen sein.
- Menstruationsblutungen: Bei Frauen mit starker oder häufiger Regelblutung ist dies die häufigste Ursache für Eisenmangel.
- Blutspenden: Regelmäßige Blutspenden können zu einem Eisenmangel führen, wenn die Reserven nicht ausreichend wieder aufgefüllt werden.
Ein Eisenmangel entsteht, wenn der Körper nicht genügend eisenhaltige Nahrung aufnimmt, das Eisen aus der Nahrung nicht gut verwerten kann (z.B. bei Zöliakie oder nach Magen-Bypass) oder einen erhöhten Eisenbedarf hat (z.B. in Wachstum, Schwangerschaft, Stillzeit oder bei viel Sport).
- Mangel- oder Fehlernährung: Unzureichende Aufnahme von Eisen über die Nahrung, insbesondere bei Personen, die keine tierischen Produkte essen.
- Verminderte Eisenaufnahme (Malabsorption): Im Dünndarm, z.B. bei Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), Magen-Bypass oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
- Erhöhter Eisenbedarf: Während des Wachstums, in der Schwangerschaft und Stillzeit, oder bei sehr viel Sport.
- Funktioneller Eisenmangel: Bei chronischen Entzündungen oder Infektionen kann der Körper Eisen schlechter verwerten, da es aus dem Dünndarm schlechter aufgenommen und aus den Eisenspeichern nicht gut freigesetzt wird.
Sowohl Vitamin B12 (Cobalamin) als auch Folsäure sind essenziell für die Zellteilung und die Bildung von Blutzellen. Wenn dem Körper zu wenig dieser Vitamine zur Verfügung steht, kann er nicht genügend rote Blutzellen herstellen. Dies beeinträchtigt die Bildung und Entwicklung der roten Blutkörperchen (Erythropoese).
- Vitamin-B12-Mangel: Ein Vitamin-B12-Mangel kann bei Menschen auftreten, die sich vegan oder vegetarisch ernähren, da es schwierig sein kann, den Bedarf über die Nahrung zu decken. Bei einer Vitamin-B12-Mangelanämie können neben den typischen Anämiesymptomen auch neurologische Veränderungen wie Taubheitsgefühle, Gleichgewichtsstörungen, unsicherer Gang und Muskelschwäche entstehen.
- Folsäuremangel: Folsäure ist ein wichtiger Nährstoff für die Zellteilung und die Bildung von Blutzellen. Bei einem Folsäuremangel ist genügend Hämoglobin vorhanden, aber es besteht eine zu geringe Anzahl an roten Blutkörperchen.
Chronische Erkrankungen wie Niereninsuffizienz oder Krebs können auf verschiedene Weisen zu einer Anämie führen:
- Unterdrückung der Blutbildung: Chronische Entzündungen, Infektionen oder Krebs können die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark hemmen. Das Knochenmark kann in solchen Fällen nicht genügend rote Blutkörperchen produzieren.
- Erythropoetin-Mangel bei Niereninsuffizienz: Bei chronischer Niereninsuffizienz kann die Synthese von Erythropoetin gestört sein. Erythropoetin ist ein Hormon, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt, und sein Mangel führt zu einer unzureichenden Produktion.
- Knochenmarkinfiltration durch Krebs: Leukämien oder andere Krebsarten, die sich im Knochenmark ausgebreitet haben, können das Knochenmark infiltrieren und normales Gewebe ersetzen. Dies führt zu einer verminderten Produktion roter Blutkörperchen.
Chronische Entzündungen, wie sie bei vielen chronischen Erkrankungen und auch bei Krebs auftreten, können außerdem dazu führen, dass der Körper Eisen schlechter verwertet.
Was sind Symptome einer Anämie?

Typische Symptome einer Anämie umfassen:
- Müdigkeit und Schwäche
- Blässe der Haut
- Kurzatmigkeit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
Bei Eisenmangelanämie können zudem Symptome auftreten wie Haarausfall, brüchige Nägel, Einreißen der Mundwinkel oder Pica (Heißhunger auf ungewöhnliche Substanzen).
Welche Formen von Anämie gibt es?
Blutverlust (Erythrozytenverlust / Blutungsanämie)
Plötzlicher, starker Blutverlust, z.B. infolge von Verletzungen, Operationen, Entbindungen oder gerissenen Blutgefäßen, kann zu Anämie führen. Auch chronische Blutungen über einen längeren Zeitraum können zu Blutverlust führen. Entstehen kann er durch Geschwüre, Polypen, Hämorrhoiden im Verdauungstrakt, Blasen- oder Nierentumoren, oder starke Menstruationsblutungen bei Frauen. Chronische Blutungen führen typischerweise auch zu einem Eisenmangel, der die Anämie verschlimmert.
Unzureichende Bildung roter Blutkörperchen (Bildungsstörung)
Eine der häufigsten Ursache für Blutarmut ist die Eisenmangelanämie. Damit wird eine Blutarmut bezeichnet, die durch geringe oder entleerte Eisenspeicher verursacht wird. Das Knochenmark produziert dabei immer weniger rote Blutkörperchen, und wenn die Eisenreserven erschöpft sind, sind diese roten Blutkörperchen nicht nur in geringerer Zahl vorhanden, sondern auch viel kleiner. Dies führt dazu, dass die roten Blutkörperchen kleiner als gewöhnlich erscheinen und zu wenig roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) enthalten. Ohne ausreichend Hämoglobin kann der Körper nicht genügend rote Blutkörperchen herstellen. Weitere Ursachen sind der Mangel an Folsäure, Vitamin B12 oder die Folge chronischer Erkrankungen und Entzündungen.
Gesteigerte Hämolyse (hämolytische Anämie)
Eine hämolytische Anämie ist eine Form der Blutarmut, die durch einen übermäßigen Abbau oder eine übermäßige Zerstörung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) entsteht. Normalerweise leben rote Blutkörperchen etwa 120 Tage, bevor sie von Fresszellen im Knochenmark, in der Milz und in der Leber entdeckt und zerstört werden. Bei einer hämolytischen Anämie werden die roten Blutkörperchen jedoch vorzeitig zerstört (Hämolyse). Das Knochenmark versucht, diesen Verlust auszugleichen, indem es schneller neue Zellen bildet. Wenn die Rate der Zerstörung der roten Blutkörperchen jedoch die Rate der Neubildung übersteigt, kommt es zu einer Anämie. Hämolytische Anämien sind seltener als Anämien, die durch starke Blutungen oder eine verminderte Bildung roter Blutkörperchen verursacht werden. Zu den hämolytischen Anämien zählt auch die Erbkrankheit Sichelzellenanämie.